Ist ALLAH (cc) eine arabische Gottheit und der Islam eine arabische Religion?
Diese Frage wird im Westen häufig gestellt – wir Muslime dürfen dabei gewisse Absichten durchaus unterstellen – und oftmals auch mit ‚Ja‘ beantwortet. Es wird dabei gern darauf hingewiesen, unter den Götzenstatuen der vorislamischen Kaaba wäre ALLAH der Name einer dieser Statuen gewesen und der Begriff als solcher sei ja durchaus auch schon den polytheistischen Arabern bekannt gewesen.
Selbst wenn das stimmen mag, lautet die qur’anische und damit muslimische Antwort darauf hingegen klar ‚Nein‘. ALLAH (cc) ist die Bezeichnung für das EINE Göttliche schlechthin und der Islam ist nicht auf die Araber bezogen, sondern für alle Menschen, die Kinder Adams (as), wie der Qur’an sie nennt, geschickt worden. Erklären wir es einmal mit der Wortbedeutung des Begriffs ALLAH (cc).
Dieses Wort setzt sich zusammen aus dem Wort ILAHE = Göttliches (wie es verwendet wird in Qur’an XY‚ ilahuna (unser Göttliches) ve (und) ilahukum (euer Göttliches) wahidun (sind eines)‘ als Botschaft an die Juden und Christen)
Und dem Artikel AL = der/die/das (es gibt nur einen Artikel im Arabischen)
Zusammengesetzt wird das AL ILAHE = ALLAH = DAS EINE GÖTTLICHE
Und damit ist schon ein zentraler Bestandteil der islamischen Glaubensgrundlage und des islamischen Glaubensbekenntnisses formuliert:
La ilahe ila ALLAH = Es gibt nichts (la) Göttliches (ilahe) ausser (ila) dem EINEN Göttlichen (ALLAH)
Es ist dies eben die Abkehr von jeglichen polytheistischen Glaubensvorstellungen. Es kann nur ein Göttliches geben, egal, mit welchen gedanklichen System und religiösen Modellen dieses EINE GÖTTLICHE im Laufe der Zeiten und Kulturen umrahmt worden ist.
Aus dieser einfachen und sich jedem Menschen unmittelbar erschliessenden islamischen Grundüberzeugung ergeben sich dann unmittelbar die islamischen Grundpositionen zu den anderen Religionen dieser Welt, wie eben zum Judentum als ‚ja, sie haben einen Gott und sind ein Volk der Schrift (wie es der Qur’an nennt), doch dieses EINE GÖTTLICHE ist eben für alle Menschen da und ohne Exklusiv-Vertrag für nur ein Volk‘ und gegenüber den Christen als ‚ja, ihr habt einen Gott und seid ein Volk der Schrift, aber dieses EINE GÖTTLICHE ist eben eins und hat daher keine Söhne‘. Beide Vorstellungen, sowohl die einer volksgebundenen Exklusivbeziehung zum Göttlichen wie auch die Vorstellung von Gottessöhnen, sind Menschenwerk, dessen Ursprung jeweils in einer bestimmten historischen Entwicklung liegt.
Daraus speist sich auch das muslimische Selbstverständnis als der Religion, die wieder zu den reinen Wurzeln von Religion und Gottesverständnis schlechthin vordringt. Genau aus diesem Grund ist der Islam nach muslimischer Überzeugung vom GÖTTLICHEN ‚geschickt/offenbart‘ worden – obwohl es doch schon andere monotheistische Religionen zuvor gab.
Doch es sind nicht nur die Nicht-Muslime, bei denen seltsame Vorstellungen über das Verhältnis des Islams zur arabischen Kultur herumgeistern, sondern auch die Muslime selber sind sich in der Hinsicht oftmals nicht so recht klar, wie das denn so geregelt ist – schliesslich war doch der Prophet Muhammed (sas) ein Araber, die Muslime bemühen sich, seinem Lebensbeispiel, der sog. Sunna, nachzueifern (und diese spielte sich eben in einem arabisch geprägten Umfeld ab), der Qur’an wurde betontermassen in arabischer Sprache gesandt und die Muslime verrichten ihr fünfmaliges Gebet am Tag auf Arabisch in Richtung der in Arabien liegenden Kaaba, etc. Praktisch also gibt es in der religiösen Praxis eine Vielzahl von Verbindungen hin in den arabischen Raum.
Und das bringt uns zunächst einmal zu einer klaren Unterscheidung: Von der täglichen religiösen Praxis gibt es eine Vielzahl von Verbindungen in den arabischen Raum im Islam, von der religiösen Basislehre her dagegen überhaupt nicht. Schauen wir uns das noch einmal von einem anderen Wort her an: Was bedeutet Islam? Denn auch dieses Wort ist kein arabischer Eigenname, sondern hat eine klare Bedeutung.
Das Arabische ist eine sogenannte ‚Wurzelsprache‘, weil sich (fast) alle Wort auf einige gemeinsame, aus meist 3-4 Konsonanten gebildete Wurzeln, zurückführen lassen.
Beispiel: s-l-m. Eine sehr direkte Form von s-l-m ist das Wort SeLaM (Friede), wie in der islamischen Grussformel ‚selam(un) alaikum‘, Friede sei mit euch. Die Vokale, in diesem Fall e und a spielen eine eher untergeordnete Rolle, verändern die Grundbedeutung wenig.
Aus derselben Wurzel speist sich nun auch das Wort iSLaM. Lassen wir in diesem Wort die Vokale i und a beiseite, haben wir wieder die Grundform s-l-m, was jedem Arabischsprachigen klar sagt, dass dieses Wort in seiner Grundbedeutung viel mit ‚Frieden‘ haben muss. In Fall vom Wort ‚Islam‘ die Bedeutung: ‚Hingabe‘.
Eine Hingabe, die sich auch daraus speist, durch das Hingeben an den steten Wandel, der ja stets vom EINEN GÖTTLICHEN kommt, den endgültigen wahren Frieden zu finden. Ein Friede, der eben weit mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, sondern das Mitfliessen mit der aus dem EINEN GÖTTLICHEN hervorgehenden Realität.
So heisst es im Qur’an über den ‚Islam‘:
Und für diejenigen, die durch diese Lebensweise und ihren Einsatz auf dem Weg des Hingabe (Islam) der göttlichen Rahma (Barmherzigkeit) teilhaftig wurden, gilt:
In diesem Sinn ist der Kern jeder vom Göttlichen ausgehenden und zum Göttlichen hinführenden religiösen Bewegung eben ‚Hingabe‘ ‚Islam‘. Deshalb fühlen sich viele Muslime in ihrem religiösen Verständnis in die falsche Ecke gestellt, wenn sie als ‚Mohammedaner‘ nach ihrem sonst über alles geschätzten und geliebten Propheten Muhammed (sas) bezeichnet werden, so wie die Christen nach Christus und die Buddhisten nach Buddha. Es gibt keine Religion Mohammed-tum/ismus wie es ein Christen-tum oder einen Buddhismus gibt. Nichts soll vom der reinen Hingabe zum EINEN GÖTTLICHEN ablenken, sondern alles zur ihr hinführen. Deshalb eben das Wort ‚Islam‘, ‚Hingabe‘, an ‚DAS EINE GÖTTLICHE‘.